Der VfB Stuttgart steht finanziell mit dem Rücken zur Wand

Beim VfB Stuttgart sind unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia neue Zeiten angebrochen – und zwar sprichwörtlich. Der neue Coach bittet seine Profis mehrmals die Woche bereits um 07:30 zum ersten Training. Pro Tag stehen drei Einheiten an. Auf diese Weise möchte der 56-Jährige die Schwaben fit für den Abstiegskampf machen. Zudem soll das frühe Training dabei helfen, „die Köpfe der Spieler und die Mannschaft zusammenzubringen“, erklärt Labbadia, der bei der Bemerkung grinsen muss, dass viele seiner Akteure den 07:30-Termin mit Erstaunen und teilweise Erschrecken zur Kenntnis genommen haben. Seine neuen Maßnahmen hätten jedoch nichts mit Aktionismus zu tun, wie manch ein Beobachter mutmaßte. Die lange gemeinsame Zeit helfe vielmehr „bei der Kommunikation“. Und diese sei entscheidend, um die Klasse zu halten. Wie wichtig dies ist, offenbart Vorstandschef Alexander Wehrle.

Stuttgart steht finanziell vor einem Scherbenhaufen

Es war bekannt, dass die Schwaben wirtschaftlich nicht auf Rosen gebettet sind. Wehrle schildert, wie schlimm es wirklich ist. Selbst ohne Abstieg existieren gigantische Löcher im VfB-Budget. Die Corona-Pandemie hat die Stuttgarter 90 Millionen Euro gekostet. Die Schwaben nahmen kurz zuvor 130 Millionen Euro in die Hand, um sie in den Stadionumbau zu investieren. Diese Ausgabe drückt erheblich. Würde der VfB absteigen, kämen weitere Umsatzverluste in Höhe von 40 Millionen Euro hinzu. Ein Klassenverlust in dieser Saison sei deshalb nicht zu vergleichen mit den beiden Abstiegen der Schwaben in der jüngeren Vergangenheit, so Wehrle.

Wohlgemuth hat „das Lächeln vermisst“

Der Vorstandschef lässt deutlich durchblicken, dass er nicht davon ausgeht, dass der VfB sofort eine Mannschaft zur Verfügung hätte, die wiederaufsteigen könne. Gerade auch deshalb habe man sich „für einen sehr erfahrenen Trainer entschieden“, der sich mit der Situation auskenne und Mannschaften stabilisieren könne. Diese Bemerkung greift der neue Sportdirektor Frank Wohlgemuth auf. Dieser möchte noch einmal über die neuen Zeiten sprechen. Er habe bei einigen Spielern „das Lächeln vermisst“, schildert er. Labbadia muss auch bei diesem Satz grinsen.